Neuigkeiten aus dem Senegal  – offener Empfang und stickige Backöfen

  • von Joana Nees, Klara Schönberg, Jörg Meyer, Manfred Lux
  • 25 Nov., 2019
Vom 31.10. bis zum 10.11.2019 begab sich erneut ein Team von Schulen für die Welt nach
Saint-Louis. Hintergrund der Exkursion war es, die Verfügbarkeit lokaler und nachhaltiger
Baustoffe für den geplanten Schulbau vor Ort zu prüfen. Unter anderem testeten wir, wie wir
den nachwachsenden Rohstoff Bambus sowohl für eine Dachkonstruktion als auch für den
runden Baukörper unserer Schule verwenden können.
Bei einer Besichtigung der Afrika Mandela Ranch konnte unser Team mit Typha gedeckte
Dächer begutachten. Sie wurden im Jahr 2016 von senegalesischen Fachkräften mit einer
ca. 40 cm dicken Schicht des Rohrkolbens eingedeckt. Trotz des harten Klimas weisen die
Dächer keine Alterserscheinungen auf, womit sie an der Atlantik Küste Afrikas eine
Ausnahme darstellen. Umliegende Gebäude sind häufig aus Zement und Beton gefertigt und
beginnen bereits vor der Fertigstellung mit Zersetzungserscheinungen.
Die Initiatoren und Bewohner der Mandela Ranch vermittelten unserem Team Kontakt zu
Typha-Bauern und Dachdeckern. In ihrem Dorf in Bango (nordöstlich von Saint-Louis) hat
sich bereits herumgesprochen, dass wir eine Schule aus Lehm und Typha planen. Die
Anwohner haben unser Team herzlich und offen empfangen und fühlen sich geehrt, dass wir
in Zukunft voraussichtlich mit ihnen zusammenarbeiten möchten.
Jede Menge angeschnittenen Typha am Wegrand lagernd und einige damit gedeckte Hütten
erblickten wir beim Besuch der Bauern. Es wurden Wände aus mehreren Typhalagen (20 cm
dick) vorgefertigt. Zudem entdeckten wir bereits gefertigte Lehmsteine. Es scheint so, als
wäre das Wissen über den Baustoff Lehm verloren gegangen, da sich die vorgefundene
Mischung zum Bauen von Häusern nicht eignet. Das nahmen wir zum Anlass, den Tag als
Workshop zu gestalten und Kenntnisse auszutauschen. Zusammen mit den einheimischen
Handwerkern schnitten wir Typha klein und vermischten es mit Lehm, um daraus einen
Prototypen des zukünftigen Lehmsteins von hoher Bauqualität herzustellen. Während das
Gemisch einsumpfte, man spricht hier von mauken, aßen wir gemeinsam mit den
Einheimischen zu Mittag.
Nachdem der Lehm-/Typha-Stein getrocknet ist, sollte dessen Rohdichte ermittelt werden.
Unser Ziel ist es, mit regionalen Baustoffen Bauteile wie Wände und Dach zu entwickeln, die
sich in unserer Schule tagsüber nur gering aufheizen. Mit Hilfe einer guten Querlüftung soll
es in den Klassenzimmern dann angenehm kühl bleiben.
Auf unserer Exkursion durften wir zudem einige Schulen in verschiedenen Provinzen im
Senegal besuchen und begutachten. Alle Schulbauten bestanden aus Beton und Zement,
weshalb die Außenwände durch die stetige Sonneneinstrahlung sehr warm waren. Die Hitze
wurde somit in die Klassenzimmer abgestrahlt und heizte diese unvorstellbar auf. Außerdem
kam kaum Tageslicht in die Räume, da die Fensterläden stets geschlossen waren – ein
verzweifelter Versuch, ein wenig von der Hitze draußen zu halten. Alles in allem war die
Atmosphäre mit einem stickigen Backofen vergleichbar, nicht nachvollziehbar wie sich die
Kinder unter solchen Umständen konzentrieren können.
Von dieser Reise nehmen wir einiges mit nach Hause: Viele Erfahrungen und
aufschlussreiche Einsichten, die uns unserem Ziel ein Schritt näher bringen. Diese zeigen
einmal mehr, wie wichtig unser Schulbauprojekt ist und was wir schaffen können, wenn wir
Wissen vereinen und gemeinschaftlich zusammenarbeiten.